Die Entstehung des sommerlichen Sauerstofftals hat mehrere Ursachen:
1. Algenblüte in der Mittelelbe
In der Mittleren Elbe gelangen zu viele Nährstoffe aus landwirtschaftlichen Nutzflächen ins Wasser. Folge dieser Überdüngung ist eine unnatürliche Massenentwicklung der Algen, eine sogenannte Algenblüte. Da die Mittelelbe sehr flach ist, kann das Licht einen größeren Teil des Wassers durchdringen. Die intensive Photosynthese der Algen sowie der Sauerstoffeintrag aus der Luft führen dort dann zunächst zu hohen Sauerstoffgehalten im Wasser.
2. Einfluss der Tideelbe:
Doch die Verhältnisse ändern sich grundlegend, wenn das algen- und sauerstoffreiche Wasser der Mittleren Elbe über das Wehr Geesthacht in den tidebeeinflussten und tieferen Bereich der Elbe mit ihrer hohen Trübung fließt. Denn in den tieferen Wasserschichten (schon ab etwa einem Meter) herrscht hier Lichtmangel, der zu einem massenhaften Absterben der Algen führt. Durch die mikrobiellen Zersetzungsprozesse der toten Algen wird viel Sauerstoff verbraucht. Zudem werden die abgestorbenen Algen nur langsam elbabwärts transportiert, weil der Flutstrom sie immer wieder ein Stück in Richtung Hamburg zurücktreibt.
Mit der zunehmenden Wassertiefe sinkt zudem das Verhältnis von Wasseroberfläche zu Wasservolumen, die sogenannte spezifische Wasseroberfläche, und damit der Sauerstoffeintrag aus der Luft.
3. Temperatur und Oberwasserabfluss:
Sauerstoff ist in wärmerem Wasser sehr viel schlechter löslich als in kaltem Wasser. Zudem sind die mikrobiologischen Abbauprozesse der toten Algen stark temperaturabhängig. Je höher die Temperatur, desto intensiver ist der biologische Abbau und damit die Sauerstoffzehrung.
Bei geringen Abflüssen aus der Mittelelbe in Richtung Hamburg fließt auch weniger sauerstoffreiches Wasser in die Tideelbe. Zudem ist die Verweildauer des Wassers im Bereich des Hafens höher als bei starken Abflüssen. Gleichzeitig verschiebt sich die natürliche Trübungszone, die normalerweise zwischen Brunsbüttel und Stade liegt, stromauf nach Hamburg. Dadurch nimmt die Trübung in Hamburg zu, die lichtdurchflutete obere Wasserschicht nimmt ab und damit auch die Sauerstoffproduktion der Algen.