FAQ

 

Damit die Schiffe den Hafen sicher und ungehindert anfahren können, müssen die Elbe und die Hafenbecken kontinuierlich durch Baggerungen von überschüssigem Sand und Schlick freigehalten werden, genau wie in den meisten Seehäfen weltweit auch. Die gebaggerten Elbesedimente sind dabei ein wichtiger natürlicher Bestandteil des Gewässers. Daher bringen wir das Baggergut an geprüfte und geeignete Stellen in der Elbe und Nordsee, wo es sich mit den natürlichen Sedimenten wieder vermischt und verteilt.

 

 

Die Baggermengen können von Jahr zu Jahr sehr stark schwanken, je nachdem wie die natürlichen Randbedingungen ausfallen, insbesondere wie viel Wasser aus der oberen Elbe nach Hamburg fließt. Waren es 2011, in einem nassen Jahr mit viel Wasser aus der oberen Elbe nur knapp eine Millionen Tonnen, mussten in den trockenen Folgejahren zwischen drei und sechs Millionen Tonnen gebaggert werden.

 

 

Hauptursache für hohe Baggermengen ist die starke Sedimentation, insbesondere wenn wenig Wasser aus dem Elbegebiet oberhalb Hamburgs Richtung Hansestadt fließt. Je trockener es dort ist, desto mehr muss in Hamburg und der Tideelbe gebaggert werden, da mehr Sedimente aus Richtung Nordsee mit dem starken Flutstrom nach Hamburg gelangen (sogenanntes Tidal Pumping). Hinzu kommt, dass bislang ein Großteil des Baggerguts – da andere Verbringstellen nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung stehen - kurz unterhalb des Hafens, bei der Elbinsel Neßsand, zurück in die Elbe gegeben werden muss. Von dort aus gelangt es in kurzer Zeit zurück in den Hafen (Kreislaufbaggerung)

Die Fahrrinnenanpassungen, aber auch die anderen Veränderungen an der Elbe wie Eindeichungen und Absperrungen haben grundsätzlich zu stärkeren Strömungen und damit auch zu mehr Sedimentation geführt. Daher wurden bei der letzten Fahrrinnenanpassung strombauliche Maßnahmen umgesetzt, die die Tideströmung dämpfen und die Sedimentation begrenzen sollen. Somit ist der Einfluss der letzten Fahrrinnenanpassung auf die Baggermengen in Hamburg nur gering.

 

 

Das Baggergut in Hamburg besteht aus natürlichen Elbesedimenten, die den Hafen aus zwei Richtungen erreichen: Mit dem Wasser der Elbe aus dem oberen Elbegebiet und mit der Flutströmung aus Richtung Nordsee. Im gesamten strömungsberuhigten Hafengebiet setzen sich Schlick und Sand flächendeckend ab und müssen dann gebaggert werden. Hauptbaggergebiete sind z.B. der Köhlbrand, die Norderelbe, die Süderelbe und die großen Hafenbecken.

 

 

Das Baggergut besteht aus natürlichen Elbesedimenten, also aus gröberem Sand und feinkörnigerem Schlick. In geringen Mengen sind auch organische Bestandteile wie Pflanzenreste enthalten.

 

 

Die Belastung des Baggerguts entspricht dem elbetypischen Muster. Mit moderner Analytik lassen sich überall in der Elbe eine Vielzahl organischer Schadstoffe und Schwermetalle nachweisen. Diese stammen fast ausschließlich aus historischen Quellen im oberen Elbegebiet - Bergbau und Industrie des 19. und 20. Jahrhunderts sind hier die Hauptursachen. Dabei nimmt die Belastung durch die Durchmischung ab, je weiter die Sedimente Richtung Mündung gelangen.

Insgesamt ist die Belastung der Elbe seit Anfang der 1990er Jahre stark gesunken, so dass die meisten frisch abgelagerten Sedimente in Hamburg heute so sauber sind, dass sie umweltverträglich im Gewässer verbleiben, also umgelagert werden können. Dies wird durch regelmäßige Beprobung und Analyse der Sedimente (sog. Freigaben) vor dem Baggern geprüft. Fast nur noch alte, historische Sedimente, wie sie in den östlichen Hafenbereichen manchmal gebaggert werden müssen, sind so hoch belastet, dass sie von uns an Land behandelt und entsorgt werden müssen. Über 95% des Baggerguts ist heute aber so gering belastet, dass es sogar den gesetzlichen Anforderungen für Kinderspielflächen genügt.

 

 

Bei Baggerarbeiten werden die oberen Sedimentschichten entfernt. Dieses Vorgehen verändert den Gewässerboden nur minimal und geschieht zudem überwiegend in Bereichen, in denen ohnehin keine besondere biologische Wertigkeit besteht. Fische können dem Baggergerät in der Regel gut ausweichen. Zu bestimmten Zeiten und in bestimmten Bereichen wird vorsorglich auf Baggerungen verzichtet, z.B. in der Laichzeit der Finte, einer besonders geschützten Fischart.

Die Auswirkung an und um die Verbringstellen werden vor der Nutzung durch umfassende Auswirkungsprognosen bewertet. Nur wenn diese wissenschaftlich belegt zu dem Ergebnis kommen, dass es durch die Verbringung nicht zu erheblichen nachteiligen Auswirkungen auf die Umwelt kommt, kann die Verbringstelle auch genutzt werden. Dies ist gesetzlich so vorgeschrieben.

Wird die Verbringstelle dann genutzt, werden die Annahmen der Prognose regelmäßig durch wissenschaftliche Untersuchungen (Monitoring )überprüft. Sollten unvorhergesehene oder unzulässige Veränderungen auftreten, werden diese durch das Monitoring erkannt und die Verbringung angepasst oder eingestellt.

 

 

Über 95% des Baggerguts werden im Gewässer umgelagert bzw. verbracht, so dass es sich mit dem natürlichen Sedimentgeschehen vermischt und nicht mehr davon zu unterscheiden ist. Dies ist ressourcenschonend, international so üblich und auch ökologisch sinnvoll. Baggergut, welches im Bereich der Elbmündung umgelagert wird, kann zu einem gewissen Teil natürlichen Sedimentverlusten in diesem Bereich entgegenwirken. So kann das Watt mit dem Meeresspiegel mitwachsen.

Höher belastetes Baggergut, welches an Land behandelt und entsorgt werden muss, wird nach der Trennung in Sand und Feinmaterial als Baustoff auf den Baggergutdeponien der HPA verwendet (Drainagesand, Dichtungsschichten). Theoretisch ist auch eine Verwendung auf anderen Deponien möglich. Auch die Verwendung als Kleiersatz im Deichbau oder bei der Baustoffproduktion (Ziegel, Blähtonpellets) ist möglich. Insgesamt ist die Nachfrage für eine Verwendung von Baggergut an Land bislang jedoch gering, nicht zuletzt auch wegen der damit verbundenen hohen Kosten.   

 

 

Der weitaus größte Teil des Baggerguts wird mit Schiffen zu sogenannten Umlager- bzw. Verbringstellen in der Elbe oder Nordsee gebracht. Hierzu zählen die Verbringstellen Neßsand, St. Margarethen, Neuer Lüchtergrund und Tonne E3.

Ist das Baggergut höher belastet wird es in Hamburg an Land gebracht, dort behandelt und sicher auf Deponien untergebracht.

 

 

Für jede Verbringstelle wird eine umfangreiche Prüfung durchgeführt, die alle gesetzlichen Vorgaben genau berücksichtigt. Nur wenn ausgeschlossen werden kann, dass von der Verbringung erhebliche nachteilige Auswirkungen auf die Umwelt ausgehen könnten, ist die Verbringung zulässig. Auch Schifffahrts- und andere Nutzungsbelange wie Fischerei oder Tourismus werden mit abgeprüft.

 

 

Die Wassertiefenunterhaltung erfolgt immer in einem System umfangreicher Prüfungen. Vor der Baggerung werden die Sedimente gepeilt, beprobt und auf Schadstoffe untersucht. Bei der Baggerung selbst werden auf den Schiffen, Position, Menge und Dichte exakt bestimmt und in Echtzeit an die HPA übermittelt (Hopperfernüberwachung). An und um die Verbringstelle wird dann ein langfristig angelegtes und umfangreiches Überwachungsprogramm durchgeführt (Monitoring). So werden rund um die Tonne E3, aber auch an den Küsten, regelmäßig Proben genommen und analysiert. Nur wenn alle Qualitätsvorgaben erfüllt werden, darf die Verbringung fortgesetzt werden. So wird sichergestellt, dass von der Verbringung keine erheblichen nachteiligen Auswirkungen auf die Umwelt, den Tourismus oder die Fischerei ausgehen. Alle Ergebnisse werden von uns transparent veröffentlicht.

 

 

Grundsätzlich ist das Baggergut den natürlichen Sedimenten rund um die Verbringstellen sehr ähnlich. Daher mischt es sich mit diesen und ist in kurzer Zeit nicht mehr davon zu unterscheiden. Die Verbreitung des Baggerguts erfolgt mit den jeweiligen Strömungen. Da es sich bei dem Baggergut um typische Elbesedimente handelt ist dies auch so vorgesehen, denn Sedimente sind ein wichtiger Bestandteil des Gewässers.

 

 

Welche Veränderungen durch die Nutzung einer Verbringstelle zu erwarten sind, wird im Vorfeld durch umfassende wissenschaftliche Untersuchungen, Modellierungen und Prognosen ermittelt. Dabei ist die Verbringung nur zulässig, wenn die zu erwartenden Veränderungen gering und umweltverträglich sind. Lokal kommt es zu temporären Trübungswolken und einer Überdeckung mit ortsfremdem Material. Sobald die Verbringung unterbrochen wird, findet innerhalb kurzer Zeit eine erneute Besiedlung durch die an Veränderungen sehr gut angepassten Bodenlebewesen statt.

 

 

Genau wie die Sedimentation und Baggermengen selbst, so schwanken auch die Kosten der Wassertiefeninstandhaltung von Jahr zu Jahr. Dabei umfassen die Kosten mehr als nur das Baggern und Verbringen selbst. Auch das Monitoring, Ausgleichszahlungen und Analytik schlagen nicht unerheblich zu Buche. Zudem kommen die hohen Kosten für die Landbehandlung und Entsorgung höher belasteter Sedimente. Allein für diesen Bereich fallen jährlich rund 30 Millionen Euro an. In den letzten Jahren lagen die Kosten insgesamt vergleichsweise hoch, da aufgrund der ungünstigen Randbedingungen (Trockenheit im Elbegebiet) durchgängig mehr gebaggert werden musste. Um die 90 Millionen Euro mussten jährlich für die gesamte Wassertiefeninstandhaltung ausgegeben werden.

 

 

Grundsätzlich sind sich alle Beteiligten einig, dass unnötige Kreislaufbaggerungen wie bei Neßsand erheblich reduziert werden müssen und dass dies nur durch einen ausreichenden Austrag überschüssiger Sedimente aus dem Hamburger Raum erfolgen kann, z.B. in die Elbmündung oder die Nordsee. Darauf haben sich die Länder bereits 2008 in einer gemeinsamen Erklärung geeinigt.

Uneinigkeit gibt es jedoch immer wieder bei der Frage, an welche Stellen und unter welchen Bedingungen das Baggergut verbracht werden soll. Hier stehen zum Teil sehr unterschiedliche Interessen gegenüber. Trotz dieser Interessenskonflikte bleiben wir aber mit allen Beteiligten im engen Austausch, mit dem Ziel, dass letztlich die fachlich besten Lösungen auch umgesetzt werden.